Das Glühwürmchen Elektrolyt

Es war einmal ein Glühwürmchen namens Elektrolyt. Beinahe jeder kannte seinen Namen, trotzdem wußte kaum einer, wer es war. Dabei ist dieser kleine große Helfer gar keine Neuentdeckung, sondern einer der vielen Kniffe unserer Großmütter und auch in der Medizin recht beliebt.

Elektrolyt-Futterblatt

Was ist ein Elektrolyt?

Ein Elektrolyt ist eine chemische Verbindung, die in Ionen dissoziiert ist. Diese Verbindung kann sowohl fest oder flüssig, als auch gelöst vorliegen. Bildlicher gesprochen, in jedem Körper eines Lebewesens schwirren diese elektrisch geladenen winzigen Teilchen (Ionen) herum. Sie sind mitverantwortlich für viele wichtige Zellfunktionen und sind abhängig vom Elektrolytgehalt im Körper. Die sogenannten biologischen Elektrolyte existieren zudem in einem sensiblen Gleichgewicht zwischen intra- und extrazellulären Elektrolyten. Moment, stop, intro-extra-disso-was? Betrachten wir es mal ein wenig anders…

Wozu sind Elektrolyte gut?

Stellt euch ein Glas auf den Tisch und befüllt es mit Wasser. Das Glas stellt den Körper dar, das Wasser den Wasserhaushalt. Nun gebt ihr etwas Kochsalz hinein und rührt um, bis es aufgelöst ist. Dabei seht ihr, wie die Salzkristalle anfangs noch sichtbar herumwirbeln. Das Salz symbolisiert die Ionen, die unsichtbar in unseren Körpern herumschwirren. Das Salz geht eine besondere Verbindung mit dem Wasser ein, es bilden sich selbsttätig geladene Teilchen, Ionen. Das Wasser ansich Elektrizität zu leiten vermag, weiß jeder von uns. Durch das gelöste Salz erhöht sich die Leitfähigkeit nun deutlich. Das Salzwasser im Glas steht für den Elektrolythaushalt unseres Körpers. Je besser die Leitfähigkeit dank Ionen, desto besser die ‚Kommunikation im Zellsystem‘. Stellt euch die Ionen einfach wie extrem fleißige und flinke Postboten vor, die niemals Urlaub haben.

Kippt das Glas nun zur Hälfte aus. Die Ionen sind jetzt nicht mehr im Stande alle Bereiche des Glases mit Post zu versorgen. Die obere Hälfte bekommt kaum bis gar nichts mehr mit. Dieser Zustand entsteht, wenn der körpereigene Elektrolythaushalt durch erhöhte Aktivitäten stark sinkt. Klassiker dafür sind Sport, Durchfall und Sommerhitze. Die Post kann nicht mehr in alle Regionen optimal ausgeliefert werden. Die allgemein bekanntesten Symptome hierfür sind Schwindel und Kreislaufkollaps.

Kippt nun das restliche Salzwasser aus. Das Glas ist leer. Die verbliebenen Tröpfchen (Postboten) können noch zu fleißig sein, sie sind dem plötzlich überdimensionalem Arbeitspensum nicht mehr gewachsen. Eigentlich verständlich, nicht wahr? Erreicht ein Körper jenen Zustand, befindet er sich in einer lebensbedrohlichen Situation. Trocknet das Glas nun gründlich ab. Die Post ist tot.

Woher bekomme ich Elektrolyte und wann machen sie Sinn?

Sind anspruchsvollere Aktivitäten geplant, ist es klug, auf den Elektrolythaushalt des Körpers zu achten. Dies erreicht man als Mensch beispielsweise durch ausreichende Trinkwasseraufnahme oder spezielle sogenante isotonische Getränke.
Beim Hund wird es da schon etwas schwieriger, denn die fertigen und oft zugleich zuckerhaltigen Iso-Getränke sind natürlich ungeeignet. Daher ist es wichtig, daß euer Vierbeiner immer genug frisches Trinkwasser zur Verfügung hat, auch unterwegs. Eine möglichst gesunde Ernährung ist natürlich ebenso wertvoll. Kommt es trotzdem einmal versehentlich zu einem stärkeren Elektrolytverlust, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesem entgegenzuwirken, bevor es zu brenzlig wird.

Entweder ihr erwerbt fertige Elektrolyte in einer beliebigen Apotheke, beim Tierarzt direkt oder bastelt euch selbst welche. Die Fertigprodukte sind sehr praktisch und absolut unkompliziert. Wenn ihr euch für jene entscheidet, erwähnt in der Apotheke aber, daß die Lösung für ein Tier gedacht ist. Auch hier darf man sich sonst manchmal über ungewöhnlichere Zusatzstoffe wundern.

Die hausgemachte Variante hingegen ist eine super Notlösung, da Hunde ihre Problemchen ja bekanntermaßen ungemein gern auf Wochenenden, Feiertage oder Nächte verlagern. Das Rezept ist denkbar einfach und oft hat man sogar alles bereits im Haus. Falls nicht, alle Zutaten sind bestens lange lagerbar. Es lohnt also durchaus, diese immer daheim zu haben, nicht nur für Tiere.

Eingesetzt werden Elektrolyte bei drohender oder bestehender Dehydration (z.B. bei intensiverem Durchfall und oder Erbrechen, Sport, Hitze, massivem Stress) und kreislaufschwächenden Situationen, wie auch labilem Kreislauf allgemein eingesetzt. Sie ersetzen dabei aber keinen Arzt und sind eher als Erste-Hilfe-Maßnahme anzusehen.

Biologische Elektrolyte

Biologische Elektrolyte bezeichnen die unterschiedlichen Elektrolyte, die ein Körper zum Gesundsein braucht. Wie schon erwähnt, sind sie unter anderem für viele Zellfunktionen unverzichtbar. Dabei halten befinden sich jene Elektrolyte innerhalb der Zellen (intrazellulär) mit denen außerhalb (extrazellulär) einem eigenen Gleichgewicht. Diese Balance ist essentiell für die Regulierung des Wasserhaushaltes essentiell. Denn dieser beeinflußt unmittelbar diverse Körperflüssigkeiten wie beispielsweise das Hirnwasser, Gelenkschmiere, Verdauungstraktsäfte oder die Gallenflüssigkeit. Bedenkt man nun noch, daß ein Hundekörper zu etwa 70% aus Wasser besteht, eigentlich fast schon selbstredend.

Ebenso ist ein intakter Elektrolythaushalt für die Regulierung des Blut-pH-Wertes wichtig. Denn je stärker der Blut-pH absinkt, desto schwieriger wird der Sauerstofftransport im Körper. Die roten Blutkörperchen können den lebenswichtigen Sauerstoff dann nur noch mühsam an sich binden. Außerdem beeinflusst die Qualität der Ionenkanäle (Elektrolyte alias Postbotenwege) auch die Kooperation von Muskel- und Nervenzellen. Ein intakter Wasser-Elektrolythaushalt zählt somit zu den lebensnotwendigen Grundlagen eines Tieres. Zu den wichtigsten biologischen Elektrolyten zählen dabei u.a. Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium.

Wem das jetzt aber alles zu viel ist, der merkt sich einfach: Ein möglichst intakter Wasser-Elektrolythaushalt ist lebensnotwendig, u.a. weil ein Hund zu mehr als seiner Hälfte aus Wasser besteht.

Das Rezept mit Alternative

Kommen wir endlich zum Rezept und der Zutatenklärung.
Wasser erklärt sich nun sicher bereits von selbst, doch warum eigentlich Schwarztee? Hunde mögen den oft malzige Geschmack milder Sorten meist gern. Die zusätzlich enthaltenen Gerbstoffe besitzen zudem nützliche Wirkeigenschaften, die insbesondere bei Durchfällen vorteilhaft sind. Wer sich nun Sorgen wegen des Teeins macht, ab 60s Sekunden Ziehzeit des Tees beginnt sich der Aufputscheffekt bereits ins Gegenteil umzukehren. Zu milden Schwarzteesorten wie Assam oder Ceylon wird geraten, weil sie nicht nennenswert bitter schmecken, auch nicht nach langem Ziehen.

Der Traubenzucker versorgt den Körper zügig mit gut resorbierbarem Zucker, da er als Monosaccharid (Einfachzucker)vom Körper bereits über die Schleimhäute aufgenommen werden kann. Gewöhnlicher Haushaltszucker ist damit nicht vergleichbar, dieser wird zumeist aus Zuckerrohr oder -rüben gewonnen wird und besteht aus Glucose und Saccharose. Es handelt sich ist also um einen Zweifachzucker (Disaccharid). Traubenzucker hingegen, nur aus Glucose (auch Dextrose genannt) bestehend ist ein Einfachzucker. Er wird für gewöhnlich durch den enzymatischen Abbau von Stärke aus Mais, Kartoffeln oder Weizen gewonnen. Wegen der Giftigkeit von Weintrauben muß sich also niemand von euch sorgen.

Ein alternatives Rezept zum obigen wäre, einen Liter stilles frisches Wasser mit 1 TL Kochsalz und 7-8 TL Traubenzucker zu vermischen. Die Mischung hält sich gut gekühlt bis zu einem Tag, sollte aber bitte nur in kleinen Aufeinmalmengen konsumiert werden. Ansonsten drohen Durchfall und Übelkeit. Ähnliches gilt für die Teevariante.

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Ein Elektrolyt ist wie ein Glühwürmchen in der Dunkelheit. Es vermag keine Lampe zu ersetzen, kann aber helfen eine zu finden. Der gesunde Wasser-Elektrolythaushalt eines Tieres ist überlebensnotwendig. Für gewöhnlich reicht eine ausgewogenen Ernährung und genug Flüssigkeitsaufnahme bereits aus. Kommen jedoch besondere Leistungsansprüche wie Sport, Krankheit, Hitze hinzu, kann das Gleichgewicht des Flüssigkeitshaushaltes leichter kippen. Elektrolyte, ganz gleich ob selbstgemacht oder Fertigprodukt, stellen grundsätzlich jedoch nur eine Art Erste-Hilfe-Maßnahme dar. Stabilisiert sich der Gesundheitszustand nicht umgehend, sollte unbedingt und zügig ein Tierarzt aufgesucht werden. Kollabiert euer Hund, gilt er als akuter Notfall. Also achtet auf eure Vierbeiner (und euch), nehmt immer frisches Trinkwasser mit und gönnt euch insbesondere im Sommer auch einfach mal chillige Tage!

Quellen: flexikon.doccheck.de: Elektrolyt; Wikipedia: Elektrolyt; physikanten.de: Salzwasser-Leitung; dlg-verbraucher.info: Süßungsmittel im Überblick; Annika Appel