Morosuppe - Topfgold der alten Zeit

Habt ihr schonmal von der Moroschen Karottensuppe gehört? Man könnte fast meinen, sie wäre ein veganer Trend und angeblich hilft sie gegen nahezu alles. Oft genannt werden zum Beispiel Durchfall, Magenbeschwerden und sogar Giardien. Doch was kann sie eigentlich wirklich, diese komische Suppe?

Morosuppe

Die Historie – eine alte Suppe

Die Morosche Möhrensuppe, auch liebevoll Morosuppe genannt, existiert bereits seit über einhundert Jahren. Ursprünglich stammt sie eigentlich sogar aus der Humanmedizin, benannt nach Professor Ernst Moro. Er setzte diese Suppe 1908 erfolgreich in der Heidelberger Kinderklinik gegen Durchfall ein. Damals forderte diese Erkrankung, insbesondere bei Kindern, noch enorm viele Todesopfer. (Wenn man den vielen Quellen dazu glauben darf, über 90%.) Heute erscheint das unverstellbar, nicht wahr? Antibiotika gab es seinerzeit so noch nicht, allzu viele Optionen für die Erkrankten gab es nicht. Es ist also nicht verwunderlich, daß die Wirkung jener eigentlich simplen Suppe derart zu beeindrucken vermochte. Denn sie wirkt sehr gut gegen bakteriell bedingten Durchfall und gilt in diesem Zusammenhang sogar als natürliches Antibiotikum. Mit der offiziellen Erfindung und Reproduktion der ersten Antibiotika geriet dieses Topfgold jedoch in Vergessenheit. Glücklicherweise gelang es offensichtlich dennoch, dieses Rezept zu bewahren und so können wir die sanfte Wirkkraft der Morosuppe auch heute noch für uns nutzen.

Die Geschichte – Piraten mögen keine Möhren

Wie genau die Morosuppe eigentlich wirkte, wußte man damals allerdings noch nicht. Dies fand man tatsächlich erst sehr viel später heraus. Entscheidend war erstmal nur, sie wirkte. Bevor ich euch nun aber irgendwas von sauren Oligogalakturooniden, und Rezeptoren des Darmepithels erzähle und ihr euch fragt, was verflickert das denn bitte ist, hier die Futterblattversion dazu:

Stellt euch den Darm als Hafen vor. Jeden Tag docken tausende Schiffe an. Sie versorgen die Hafenarbeiter (‚gute‘ Bakterien) mit Nahrung (Faserstoffe) und Arbeitsmaterialien (Nährstoffe). Doch es gibt Piraten (‚böse‘ Bakterien). Ihnen gelingt es manchmal ihre Schiffe unbehelligt durch alle Schleusen (z.B. Magensäure) zu bringen. Mit Pech docken sie dann erfolgreich im Hafen an. Die Hafenarbeiter wehren sich tapfer, doch sie können nicht jeden Kampf gewinnen. Die Piraten entsorgen und vernichten außerdem die Ladung vieler Schiffe. Nur das wenige, was sie mögen, behalten sie. Was also tun?
Man könnte eine Spezialbombe werfen, auch wenn diese nicht zwischen Freund und Feind zu unterscheiden mag. Doch vor hundert Jahren gab es solche Bomben noch nicht. Bestimmte Inhaltsstoffe der Morosuppe aber besetzen die begehrten Andockstellen der Piraten. Die Taue ihrer Schiffe halten nicht mehr an den glitschigen Morohaken und werden abgetrieben. Neue finden gar nicht erst Halt. Diese Inhaltsstoffe werden aber erst freigesetzt, wenn man Möhren mindestens eine Stunde lang kocht.

Das Pergament – Tips mit Notiz

Insgesamt ist die Suppe angenehm einfach zuzubereiten. Ihr könnte sie sogar für euch selbst kochen. Ob bei bakteriell bedingtem Durchfall, als Schonkost oder einfach so. Morosuppe ist eine gute Wahl. Wessen Vierbeiner generell kein Pflanzenliebhaber ist, kann zudem gehäutete Hühnerschenkel als Aromageber mitkochen. Das Fleisch danach einfach mit den Fingern von den abgekühlten Knochen lösen und entweder separat füttern oder später portionsweise mit der Suppe pürieren. Wichtig: Die Knochen bitte alle komplett und restlos entsorgen!

Zusatztip für Rohfütterer: Die rohe Hühnerhaut kann aufgehoben werden, eingefroren hält sie sich nahezu ewig. Das Warum dazu findet ihr im Futterblattartikel „Traumwelt – Hund mit Knochen“.

Einem kleinen Mythos entgegenwirkend, der sich hartnäckig in Internetforen, auf Gassiwegen und Hundeplätze hält. Die Morosuppe wirkt nicht gegen Giardien! Wie schon erwähnt, wirkt sie bei bakteriell bedingtem Durchfall. Giardien aber sind keine Keime, sondern Parasiten. Um jene wieder loszuwerden, braucht es gänzlich andere Maßnahmen, ganz gleich, ob man sich für den natürlichen oder chemischen Weg entscheidet.

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Diese Suppe wird ihrem fast schon legendären Ruf mehr als gerecht. Ein Wundermittel ist sie natürlich nicht, denn sowas gibt es nicht. Doch sie kommt dem zumindest gefühlt recht nahe. Sollte euer Hund jedoch an Symptomen wie beispielsweise Brechdurchfall, Blutbeimengung oder Hydrantenstuhl leiden, zögert bitte nicht. Sucht bitte umgehend einen Tierarzt auf und sei es nur zur Absicherung. Dies gilt insbesondere für Welpen, alte oder chronisch geschwächte Tiere. Auch wenn die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage anhalten sollten und ganz besonders, wenn die Ursache unbekannt ist. Geht bitte zum Tierarzt, lieber einmal zuviel als das eine Mal zu wenig!

(Quellen: Antibiotika Monitor (Schweiz) : Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Ersatz durch saure Oligogalakturonide; Ärztezeitung 08. Juni 2011, Springer Medizin : Karottensuppe nach Moro könnte auch EHEC lahmlegen; Kritische Tiermedizin, Wolfgang Kappler : Karotten können Antibiotika ersetzen; Annika Appel)