Magendrehung beim Hund
Der mit Abstand größte Alptraum eines jeden Hundhalters. Wird der Hundebauch plötzlich kugelrund, ab zum Vet! Das wissen viele, doch nicht, daß es dann oft schon zu spät ist. Du kannst aber wertvolle Zeit gewinnen, wenn du die Frühwarnzeichen einer Magendrehung kennst!
Die markantesten Symptome einer Magendrehung beim Hund sind:
- plötzlich zunehmende Unruhe
oft im Verlauf begleitet von unerklärbar starkem Hecheln (ähnlich Stresshecheln), teils auch Speicheln - erfolgloses Erbrechen
einzelne würgende Aushuster, kann im Vorlauf wie ein merkwürdiger Schluckauf wirken - akute Sucht nach Unverdaulichem
Hund verleibt sich wortwörtlich alles ein, was er findet (z.B. Fellflusen, Grashalme, Holzsplitter, Steinchen, Tapete) oder und der Fußboden wird nonstop wandernd abgeschleckt - zunehmend aufgeblähter harter Bauch
dies ist meist früher ertast- als sichtbar, im Vergleich zum ’normalen‘ Blähbauch nimmt der Bauchumfang immer weiter zu und ist nie das erste oder einzige Symptom - schnelle Verschlechterung des Allgemeinbefindens
das Herz-Kreislauf-System ist nicht unbesiegbar, nach anfänglicher Symptomsteigerung kollabiert es im fortgeschrittenen Stadium, oft legt Hund sich vorher bereits erschöpft auf die Seite (das Fatale daran, es kann mitunter wirken, als würde sich alles beruhigen)
Eine Magendrehung kommt entgegen der häufigen Annahme oft aus der Ruhe heraus. Entsprechend sind nächtliche Notfälle dieser Art keine Seltenheit. Doch natürlich ist eine Magendrehung auch aus der Bewegung heraus möglich und sogar (auch unabhängig von Bewegung) mit nüchternem Magen. Die genauen Ursachen sind nach wie vor unbekannt. Einzig geklärt ist, daß die Aufgasung der Drehung des Magens vorhergeht, nicht umgekehrt.
Zu den bekannten (bislang nicht widerlegten) Risikofaktoren einer Magendrehung zählen:
- ein besonders tiefer Brustkorb
bei Nichtzwergen; als besonders prädisponiert gelten daher Rassen (inkl. deren Mischlinge) wie u.a.: Deutsche Dogge, Irischer Wolfshund, Deerhound, Dobermann, Rottweiler, Bernhadiner, Neufundländer, Deutscher Schäferhund, Königspudel, Boxer, Bloodhound, Setter, große Windhunde/Collies/Molosser - ein nicht fixierter Magen nach vergangener Magendrehung
in über 80% der Fälle kommt es statistisch betrachtet erneut zu einer Magendrehung - Hund ist älter als 5 Jahre
bei Riesenrassen bereits ab dem vollendeten 3. Lebensjahr - Toben oder Springen nach Fütterung
ob die Vermeidung dessen einer Magendrehung vorbeugt, ist zwar nicht erwiesen, doch es schadet gewiss nicht (ein Sportler würde zudem auch keinen Sport mit vollem Magen machen bzw. der Lerneffekt tritt für gewöhnlich schon beim ersten Versuch ein) - erhöhtes Füttern
solange kein Megaösophagus oder eine ausgeprägte Spondylose vorliegt, vermeide besser höhere Futtergestelle, um so einem vermehrten Abschlucken von Luft entgegen zu wirken - Trockenfutter
Trockenfutter mit Öl oder Tierfett unter den erstgenannten vier Zutaten bringt ein 2,4-fach erhöhtes Risko einer Magendrehung mit sich - große Futterportion
das Verfüttern großer Portionen Futter steigert das Risiko einer Magendrehung deutlich, unabhängig von der Anzahl der Mahlzeiten am Tag; bei großen und Riesenrassen wiederum ist das Risiko einer Magendrehung deutlich erhöht, wenn sie nur einmal am Tag gefüttert werden (ergo eine große Aufeinmalfuttermenge erhalten)
Je eher erkannt und reagiert, desto besser sind die Überlebenschancen. (Im allerbesten Falle liegt die sogenannte Mortalitätsrate dann bei 3% anstelle der ansonsten üblichen 45-50%.) Mit jeder Stunde sinkt die Überlebenschance drastisch, ab >6h sieht’s bereits extrem düster aus. Einzige Ausnahme, Teildrehungen und die seltene spontane Rückdrehung können sich unbehandelt symptomatisch über Tage hinziehen, bevor das Herz-Kreislauf-System seinen Dienst quittiert.
Kurz, hast du auch nur den Verdacht auf eine mögliche Magendrehung bei deinem Hund, fahre bitte sofort in die nächstbeste größere Tierklinik! Wichtig, kündige dich dort telefonisch an und erwähne deinen Verdacht! Nicht jede Praxis hat die technische Ausstattung, die Notoperation durchzuführen und es braucht zudem einen Vet, der nicht gerade bereits in einer anderen Operation steckt.
p.s.: Ich hoffe, du mußt sowas nie erleben! Für den Fall, daß doch habe ich genau aufgeschrieben, was ich meinen Kunden bei sowas empfehle und wie ich auch meinen eigenen Hund nach seiner Magen-Op gefüttert habe.
(Quellen: Zurich Open Repository and Archive University of Zurich: Magendrehung beim Hund, Claudio Venzin (2013); Enke Verlag, kleintier.konkret, Dr. med. vet. ECVS Daniel Koch: Magendrehung beim Hund – Ein Update (2010); The effect of ingredients in dry dog foods on the risk of gastric dilatation-volvulus in dogs, Malathi Raghavan et al. (2006); Diet-related risk factors for gastric dilatation-volvulus in dogs of high-risk breeds, Malathi Raghavan et al. (2004); Annika Appel)