Magenschonkost – Schnupperkurs durch Diätwood

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So ziemlich jeder Hund kommt in seinem Leben mindestens einmal in die Situation auf Magenschonkost angewiesen zu sein. Oft wird dann zu Reis mit Huhn, Hüttenkäse oder Kartoffelpüree geraten. Doch was ist eigentlich magenschonend und warum? Was eignet sich und was eher nicht?

Reis – der VIP

Warum immer wieder bei Magenschonkost zu Reis geraten wird, ist nicht ganz nachvollziehbar , doch vermutlich, weil Reis als leichte Kost gilt und sogar glutenfrei ist.
Dieser Promi hat aber auch deutliche Nachteile aufzuweisen. Zum einen wirkt er entwässernd, was insbesondere bei Durchfall und Erbrechen kontraproduktiv wäre, zum anderen enthält er für den Hund keine nennenswerten Nährstoffe und ist somit eher purer Ballaststoff.

Die These, daß man Reis nur lange genug (mind. eine Stunde) kochen muß, damit er seine entwässernde Wirkung verliert, wurde bisher nicht bewiesen. Ob der Hund mit Durchfall oder Erbrechen Flüssigkeit verliert oder mit dem Reis, der diese im Verdauungstrakt aufnimmt, macht keinen großen Unterschied, Fakt bleibt, der Hund verliert Flüssigkeit, die er eigentlich dringend braucht.

Huhn – das It-Girl

Ebenso häufig wie Reis, wird gekochtes Hühnerfleisch als Schonkost empfohlen. Der Grund dafür ist recht einfach erklärt, weißes Fleisch gilt generell als besonders leicht verdaulich und gekocht nimmt man dem Magen gewissermaßen einen Teil seiner Arbeit ab. Denn der Kochvorgang eliminiert die meisten pathogenen Keime. Klingt soweit also erstmal gut, oder?
Auch hier gibt es ein recht unscheinbar wirkendes Häkchen. Denn der Kochvorgang zerstört auch hitzeempfindliche Nährstoffe und wasserlösliche gehen ebenfalls zu größeren Teilen verloren. Füttert man das abgekühlte Kochwasser jedoch mit, kann man aber zumindest ein paar der wasserlöslichen Nährstoffe retten, sofern sie nicht gleichzeitig hitzeempfindlich waren. Zu den betroffenen Nährstoffen zählen vor allem fast alle B-Vitamine, welche bei einer Schonkost eigentlich besonders wertvoll wären. Daher kippt das Kochwasser künftig nicht einfach weg, nicht dieses zumindest.
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Rind & rotes Fleisch – selten erwähnt

Rindfleisch gehört zum sogenannten roten Fleisch, wie beispielsweise auch Lamm und Hirsch. Es ist deutlich eisenhaltiger als das meiste Geflügelfleisch, u.a. deshalb findet es in der Schonkost selten Verwendung. Bei Durchfall kann rotes Fleisch tatsächlich kontraproduktiv wirken und sogar mit Pech den Durchfall verstärken. Denn größere Mengen Eisen können abführend wirken. Ist der Verdauungstrakt also bereits angeschlagen, kann eine sonst unproblematische Menge an u.a. Eisen auch mal überfordern. Dabei spielt es keine große Rolle, ob gekocht oder roh, denn Eisen ist nicht übermäßig hitzeempfindlich.

Pute & weißes Fleisch – die Promifamilie

Putenfleisch wird gern als Schonkostabwechslung zu Huhn genutzt, ebenso wie Huhn zählt es wie das meiste Geflügelfleisch zu den besonders leicht verdaulichen Fleischsorten und eignet sich daher gut als Schonkost. Beim Kochen werden jedoch auch hier, die insbesondere in Geflügel zahlreich vorhandenen B-Vitamine, sowie weitere Nährstoffe (z.B. Vitamin C) zum Großteil zerstört oder stark dezimiert. Ihr könnt dem aber ein wenig entgegenwirken, indem ihr das Fleisch schonend bei niedriger Temperatur in wenig Wasser garen lasst und anschließend das abgekühlte (frische) Kochwasser ebenfalls verfüttert.

Fisch – der Außenseiter

Sofern dein Hund Fisch generell verträgt, eignen sich auch hier einige Arten als Schonkost, allerdings sollte man hierbei Filets bevorzugen, denn Gräten, Fischköpfe etc. haben als schwerverdauliche Bestandteile eines Wirbeltieres nichts in einer Schonkost zu suchen. Sowohl Lachs als auch Seelachs, sowie generell weißfleischiger Fisch sind als Schonkost geeignet.

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Kartoffelpüree – das Schaf der Familie

Die Zutaten für ein Kartoffelpüree hat meist jeder im Haus und zur Not tut es auch eines aus der Tüte. Aber ist das wirklich so einfach?

Kartoffeln gelten, je nach Zubereitungsart, tatsächlich als leichte Kost, enthalten jedoch auch sehr viel Stärke. Dies hat Vor- und Nachteile, denn zum einen bindet Stärke, insbesondere unter Hitzeinwirkung, Wasser. Zum anderen belastet sie als Kohlenhydrat unnötig stark u.a. den Verdauungstrakt deines ohnehin gerade etwas angeschlagenen Hundes.

Ein Teil der Kartoffelstärke geht nach dem Abkühlen zudem in einen mikrokristallinen Zustand über. Dieser kann von der im Hund ohnehin nur wenig vorhandenen Amylase so nicht mehr aufgespalten werden kann und wird somit absolut unverdaulich. Das Püree aus der Tüte enthält leider künstliche Zusatzstoffe, welche den Verdauungstrakt mit Pech zusätzlich reizen können. Wenn du also Kartoffelpürree verwenden möchtest oder es ist Sonntag und du hast nichts anderes da, dann bevorzuge frisch gekochte Kartoffeln.
Noch ein kleiner Hinweis: Bitte kippe das Kochwasser von Kartoffeln immer weg! Beim Kochen geht das Toxin Solanin aus den rohen Kartoffeln ins Kochwasser über. Es wird nicht zerstört, nur ausgelagert. Das gilt übrigens für Hunde- und Menschenkost gleichermaßen.

Hüttenkäse & Milchprodukte – die Groupies

Hüttenkäse wird sehr häufig sowohl als Sofortmaßnahme gegen Durchfall als auch im Zusammenhang mit Magenschonkost empfohlen.
Tatsächlich wirkt Hüttenkäse bei manchen Hunden gegen Durchfall. Dies setzt jedoch zum einen eine noch vorhandene Laktosetoleranz des Tieres vorraus und ist zugleich abhängig von der Durchfallursache.
Von Natur aus entwickeln Hunde mit dem Heranwachsen eine Laktoseintoleranz, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Der Käse enthält nützliche Milchsäurebakterien, welche normalerweise recht hilfreich sein können bei Darmbeschwerden. Jedoch enthalten Milchprodukte nicht ausreichend davon und die Magensäure eines Carnivoren überleben sie ohne Schutz nur in geringer Zahl. Zu viele von ihnen könnten übrigens ebenfalls Durchfall verursachen, doch so etwas allein mit Joghurt und Co. zu erreichen ist zum Glück nicht wirklich einfach. Ein weiterer Punkt, Milchprodukte gelten als schwer verdaulich. Somit sind sie als Schonkost leider grundsätzlich ungeeignet.

Leber & Ei – die Insider

Kaum einer kommt auf die Idee Leber oder Ei als Schonkost zu füttern, da beide auch für ihre potentiell abführendne Wirkung bekannt sind. Dies gilt jedoch nur für den rohen Zustand. Gegart enthalten beide immer noch nicht wenige wertvolle Nährstoffe und gegarte Leber wirkt zudem sogar eher stopfend. Auch das Biotin im Eigelb bleibt überwiegend vorhanden, da es zu den wenigen nicht übermäßig hitzempfindlichen Vitaminen zählt. Das Avidin im Eiklar hingegen wird durch den Kochvorgang inaktiv und stellt keine Gefahr mehr dar. Zwar sollte man es mit den Mengen nicht übertreiben, doch als aromatische Schonkostergänzung oder Schmackhaftmacher sind sie bestens geeignet.

Banane & Apfel – Engel und Teufel

Banane gelten als stopfend, da sie Pektin enthalten, davon aber nicht allzu viel, und können daher auch kontraproduktiv wirken bei Durchfall, da sie u.a. reichlich verdauungsförderne Ballaststoffe enthalten. Kurz, die Banane ist ein Allrounder und kann beides, ist auf Grund ihres hohen Zuckergehalts allerdings eher nicht zu empfehlen, allenfalls in kleinen Mengen. Auch der Apfel ist ein Allrounder und kann, besonders in geriebener Form, günstig auf Durchfall wirken, dank seines hohen Pektingehalts, denn Pektine quellen im Darm und nehmen Flüssigkeit auf. Da Äpfel allerdings auch recht säurehaltig sind, sind sie für einen gereizten Magen nicht unbedingt die beste Wahl.

Heidelbeeren – die Sammelfigürchen

Heidelbeeren gelten zwar generell als gesund, doch kaum einer denkt an die milden leckeren Beeren, wenn es um Schonkost geht. Tatsächlich enthalten diese nämlich reichlich gesunde Gerbstoffe, welche die Vermehrung von Bakterien hemmen können und zugleich heilend bei Schleimhautentzündungen wirken.

Morosche Karottensuppe – die vergessene Preisträgerin

Die Morosche Karottensuppe stammt tatsächlich ursprünglich aus der Humanmedizin und etablierte sich in einer Zeit, in der es noch keine Antibiotika gab und viele Menschen, insbesondere Kinder, an Durchfallerkrankungen starben. Sie wirkt zwar nur gegen bakteriell bedingten Durchfall, dagegen aber sehr gut und eignet sich auch darüber hinaus als Magenschonkost, wie auch Möhren ansich.

Für Rohfütterer: Schwerverdauliche Futterbestandteile der üblichen Rohernährung wie Knochen, Knorpel, Sehnen, Bänder, Fell, getrocknete Haut etc. haben in einer Magenschonkost nichts verloren. Selbiges gilt für stark kh-lastige Futtermittel und Leckerli, welche jedoch für gewöhnlich kein Teil der regulären Rohfütterung sind.

Die High Society der Diäten auf dem Teppich Verdauungstrakt bietet uns so einige Optionen an. Sie alle erhoffen sich den Titel ‚ultimative Magenschonkost‘. Welche nun die richtige für euren Hund ist, richtet sich aber grundsätzlich nach der Erkrankung und ganz besonders deren Ursache. Einige wirken vielversprechend, andere unscheinbar oder veraltet.
Manche halten sogar ihr Versprechen oder vermögen uns zu überraschen.

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