Tier Ernährung Berater

Barfen bedeutet roh füttern, ergo kennt sich ein Barfberater nur mit Rohfutter aus. Das denken sich zumindest nicht wenige Menschen bei dem Begriff Barfberater. Klingt logisch und ist es auch, nur stimmt es auch? Dieses Extrablatt wirft einen bewußt vorsichtigen Blick in die Arena von Schulmedizin, Wissenschaft, Naturheilkunde und Glauben. Kommt doch mit!

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Barfberater können nur roh

Barfen bedeutet roh füttern, ergo kennt sich ein Barfberater nur mit Rohfutter aus. Das denken sich zumindest nicht wenige Menschen bei dem Begriff Barfberater. Klingt logisch und ist es auch, nur stimmt es nicht. Okay, es gibt ein paar Ausnahmen. Eine ungeschützte Berufsbezeichnung bringt eben immer auch eine Vielzahl an Schafarten mit sich. Barfberater sind Tierernährungsberater, die sich auf Rohfütterung nach der Barfmethodik spezialisiert haben. Barf ist nämlich nur ein Rohfütterungsmodell von mehreren, wenn auch sicher inzwischen eines der populärsten.

Grundsätzlich sind Barfberater also eigentlich nur Spezialisten, ähnlich einem Facharzt. Eine solche Spezialisierung entspringt in der Regel jedoch immer einer gewissen Basis, die ihre Wurzeln für gewöhnlich in einer soliden Ausbildung findet. Der Stamm entwickelt sich dann mit den Fortbildungen stetig weiter und immer mehr Äste entstehen. Diese Äste geben die Grundstruktur. So heißt einer logischerweise Rohfutter, ein anderer beispielsweise Fertigfutter, wieder ein anderer Diätetik und so weiter. An jedem dieser Äste bilden sich mit der Zeit mehr oder weniger zahlreiche Zweige. Am Rohfutterast sind das meist Barf und Prey. Diese unterteilen sich nicht selten dann noch weiter, zum Beispiel in klassisch und diätetisch. Manche Zweigchen sind immergrün, andere wie Londsdale oder Billinghurst eher blattlos.

Gucken wir uns doch mal eben kurz den Barfdiätetikzweig etwas genauer an. Dort findet sich neben den zahlreichen Spezialdiätzweigchen auch der große Nebenzweig namens Kochfutter. Denn auch Kochfutter gehört zum üblichen Tätigkeitsbereich eines Barfberaters. Überrascht? Was vielen nicht bewußt ist, Kochfutter ist eine von vielen Diätformen. Einige füttern Selbstgekochtes ohne besondere gesundheitliche Gründe, das ändert jedoch nichts am Status Diätfutter. Kurz, Barfberater können mehr als nur roh. Sie sind ’nur‘ Spezialisten mit einer, zugegeben, etwas verwirrenden Berufsbezeichnung.

Tierernährungsberater sind Esoteriker

Ein Tierernährungsberater ist ein Ernährungsberater, der sich auf Tiere spezialisiert hat. Im Gegensatz zu anderen Spezialisten, muß man sich im Bereich Ernährungsberatung bereits vor Ausbildungsbeginn für einen Basisfachbereich entscheiden: Mensch oder Tier. Der Humanbereich hat lediglich einen winzigen Vorteil, er beschränkt sich auf Omnivoren. Ein zukünftiger Tierernährungsberater muß hingegen erneut vorab etwas entscheiden, denn mit der Wahl seiner Ausbildungsstätte spezialisiert er sich bereits auf eine bestimmte Ernährungsgruppe. Jede hat nämlich ihre eigenen zahlreichen und teils sehr spezifischen Eigenschaften. Alle in einer Ausbildung unterzubringen wäre zwar theoretisch möglich, praktisch jedoch kaum zumutbar. Nicht ohne Grund wird in der Ausbildung von beispielsweise Veterinären und auch Tierheilpraktikern das Thema Ernährung verhältnismäßig oberflächlich behandelt. Es ist schlichtweg unzumutbar, ein solch‘ gigantisches Tiefendetailwissen zusätzlich zu den essentiellen Grundkenntnissen aller existierenden Tiere und dem Ausbildungskern entsprechenden Spezialwissen von einzelnen Menschen zu fordern. Ohne Spezialisierungen geht es nicht und manche müssen bereits früh gewählt werden, andere später. Wechsel und Erweiterungen sind prinzipiell immer möglich. Der Tierernährungsberater ist hier keine Ausnahme. Ein Unterschied besteht jedoch zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. Erstere zeichnet sich durch ihr reduktionistisches Wesen aus, letztere durch Holismus. Vereinfacht ausgedrückt, die einen handeln vorrangig nach Symptomatik, die anderen versuchen zuerst hinter die Kulissen jener zu blicken. Ein Tierernährungsberater befindet sich eigentlich quasi in der Mitte von beidem, zählt aber dennoch zu den Naturheilkundlern. Die Esoterik findet ihre markanten Wesenszüge vor allem im Glauben und stellt somit eine Art eigene Rubrik dar. Sie verknüpft sich häufig und gern mit der Naturheilkunde, umgekehrt jedoch nicht. Es ist ein bißchen wie mit einem lecker gefülltem Eisbecher. Der Tierernährungsberater ist die Sahne auf dem Eis Naturheilkunde in der Waffel Wissenschaft. Esoterik bietet bunte Streusel als Option für Waffel, Eis und Sahne oder auch alle drei zusammen.

Ernährungsberater für Tiere sind Humbug

Ja, erwischt, nur eine etwas andere Bezeichnung für Tierernährungsberater. Natürlich hat aber auch dieses Kapitelchen seinen Grund. Es gibt sehr viele Menschen, die sich inzwischen als Tierernährungsberater sehen und teils auch offiziell bezeichnen. Diese Berufsbezeichnung ist ungeschützt, ausnahmslos jeder darf sich legal so nennen. So stolpert man früher oder später meist auch über jene gut getarnten Profitgeier. Manche von ihnen sind Eintagsfliegen, die lediglich ein Stück vom vermeintlich gigantischen und leicht verdaulichen Kuchen wollten. Manche wiederum sind eher Gartenzwerge mit einem gewissen Unkrautmarketingtalent. Eine ungeschützte Berufsbezeichnung hat eben immer Vor- wie Nachteile. Wer klug ist, wählt seinen eigenen Tierernährungsberater also stets mit Bedacht. Hat ein potentieller Kandidat beispielsweise seinen Fokus auf der Produktpalette eines Fertigfutterherstellers oder verweigert prinzipiell die Zusammenarbeit mit eng verwandten Fachbereichen, seht euch besser nach einem anderen Berater um. Ähnliches gilt für auffallend kostengünstige oder stark computergestützte Angebote. Entsprechende Software ist zwar nützlich, kann aber immer nur ein Werkzeug für Teilarbeitsschritte sein. Sie kann häufige Arbeitsschrittfolgen abkürzen. Ein individuell abgestimmter Futterplan erfordert jedoch immer Handarbeit, da nützt einem auch das beste und ausgeklügelste Computerprogramm nichts. Ein vernünftiger Berater speist euch nicht mit einem kargen Knopfdruckprodukt ab. Natürlich gibt es noch weitere Faktoren, an denen man einen ‚guten‘ Tierernährungsberater schon im Vorfeld erkennen kann. Doch unter anderem dies würde den Blattrahmen an dieser Stelle sprengen, daher wird es bei Gelegenheit das ein oder andere weitere Extrablatt geben.

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